Theorie
Theorien und Geschichte des Hap-Ki-Do
Kreistheorie | Wassertheorie | Harmonietheorie | Geschichte
HAP-KI-DO ist eine aus Korea stammende Zweikampfart, die in den letzten Jahren auch in Deutschland regen Zuspruch findet.
Es handelt sich hier um eine Kampfkunst, mit der man den Gegner durch die kombinierte Kraft von Geist und Körper besiegt. Den Hap-Ki-Do Techniken liegen drei Prinzipien zugrunde, nach denen die Bewegungen ausgeführt werden: nach der Kreistheorie, der Wassertheorie und der Harmonietheorie.
Kreistheorie
Die Kreistheorie findet schon seit jeher in der koreanischen Philosophie Anwendung. Im Hap-Ki-Do hat sie folgende Bedeutung. Jede Person hat ihren persönlichen Kreis, wenn jemand in diesen eindringt, hat man das Recht, sich zu verteidigen. Wenn jemand mit der Faust schlägt, und sie dringt nicht in den Kreis ein, ist es überflüssig, diesen Schlag abzuwehren. Wenn die Faust bereits im Kreis ist, kommt der Block zu spät. Das bedeutet, daß das Timing äußerst wichtig ist.
Zum zweiten soll man eine Kraft niemals abblocken, sondern Schläge durch fegende Blöcke in eine Kreisbewegung umlenken, um die Kraft ins Leere laufen zu lassen. Dadurch hat man beim Hap-Ki-Do die richtige Ausgangssituation zum Gegenangriff.
Der Kreis bedeutet drittens eine niemals endende Bewegung. Man kann kontinuierlich mit den im Hap-Ki-Do üblichen Kreistritten kontern und dabei seine eigene Kraft und Balance einsetzen.
Wassertheorie
Die Wassertheorie steht relativ nahe zur Kreistheorie. Im koreanischen symbolisiert Wasser viele Sachen, z.B. Liebe, Reinheit, Weichheit, Weisheit und Zeit.
Im Hap-Ki-Do stoppt man nicht Kraft mit Kraft, sondern leitet diese um. Ein hang abwärts fließender Fluß ist auch nicht durch einen Damm aufzuhalten, sondern es ist einfacher, ihn umzuleiten und ins Leere laufen zu lassen.
Aus der Wassertheorie leitet sich auch dass Prinzip des Flusses ab. Als Beispiel soll das Löschen eines Feuers dienen. Man kann das Wasser durch einen Mann lose und flexibel auf das Feuer befördern. Die Wirkung ist aber größer, wenn man es durch eine Spritze leitet, wobei sich die Kraft auf eine kleine Fläche konzentriert.
Dem Prinzip des Flusses liegt der Gedanke des Ki zugrunde. Hap-Ki-Do benutzt, wie schon im Namen ersichtlich, die Ki-Kraft des Menschen. Der Ausübende ist dadurch in der Lage, seine körperlichen und geistigen Kräfte in eine Richtung auf einen Punkt zu konzentrieren. Dadurch erhöht sich, wie bei der Wasserspritze, die Effektivität. Die Ausnutzung der Kraft durch den Hap-Ki-Do Sportler ist eine Übung der Konzentration und der Atmung.
Harmonietheorie
Die Theorie von der Harmonie besagt, daß der Hap-Ki-Do Sportler mit dem Geist und dem Körper des Gegners harmonisieren muß, um ihn zu besiegen. Um diese Harmonie zu erreichen, muß man ruhig, entspannt und ohne Furcht sein. Der Gegner kann nicht angreifen, wenn man in voller Harmonie komplett auf seine Bewegungen eingeht. Das Geheimnis des Sieges liegt in der Einheit von Geist, Körper und Technik.
Ein anderer interessanter Teil der Kreis-Theorie beinhaltet die zehn himmlischen Stämme und die zwölf irdischen Äste. Die Stämme sind von 1 bis 10 nummeriert und die Äste mit A bis L bezeichnet. Jedes Lebensjahr ist mit einer Kombination einer Nummer und eines Buchstabens gekennzeichnet. Zum Beispiel ist die Geburt eines Individuums 1-A, das zweite Jahr ist 2-B. Diese Form wird soweit durchgeführt, bis alle Kombinationen vergeben wurden. Das 62. Lebensjahr wird als Wiedergeburt bezeichnet, denn das auszeichnende charakteristische Paar ist 1-A. Wenn ein Mann dieses Alter erreicht und keinen Reichtum und männlichen Nachwuchs hat, wird er als Versager betrachtet.
Geschichte
Der Aufstieg und Untergang einer jeden Dynastie kann auch mit der Kreis-Theorie verbunden werden. Wenn die Zertralregierung nicht gut regiert, brechen in vielen Teilen des Landes kleine Rebellionen aus, und fähige Führer vereinigen sich allmählich mit benachbarten Provinzen. Diese Stufe kann man mit der langsam zu überleben lernen Theorie eines kleinen Jungen verglichen werden. Schließlich stürzt dieser Rebellenführer die korrupte Regierung und schlägt andere Aufstände nieder. Er proklamiert eine andere legitime Regierung. Die Bevölkerung akzeptiert diese "neue" Nation als Auftrag des Himmels. Diese neue Regierung sieht sich einer Menge Problemen gegenüber. Das Yang (oder positive, gute Seite) muß sich dem Em (oder negative, böse Seite) gegenüber durchsetzen. Die Regierung muß das Land neu verteilen und niedrigere Steuern einführen. Dieses befürwortet die Bevölkerung, deshalb folgt sie dem neuen Herrscher. Mehrere Generationen von Königen arbeiten hart für das Volk oder arbeiten an einer starken Regierung, die vom Volk unterstützt wird. Darum erreicht die Dynastie das goldene Alter und die Spitze des Kreises der Dynastie. Unerfahrene Könige verbringen mehr Zeit und Geld beim Bau von Palästen und Zufluchtsgebieten; Parties und Zeremonien haben vor dem Volk Vorrang oder sind die Sorge des Volkes. Je mehr Geld die Regierung verschleudert, um so mehr Steuern werden erhoben. Dieses ergibt beim Volk Mißtrauen vor der Zentralregierung; das wiederum bringt die Korruption weiter in lokale Bereiche. Bald brechen wieder an vielen Plätzen Aufstände aus, und einer der Rebellenführer stürzt nach Festigung seiner Macht die Regierung. Der Kreis der Dynastie endet und eine neue Regierung hat den Auftrag des Himmels und wird vom Volk geachtet. Ein anderer Kreis hat begonnen. Dieses ist ein Naturgesetz und keiner kann diese historische Bewegung stoppen.
In der westlichen Welt war die Kreistheorie bis vor wenigen Jahren nicht bekannt, denn die christliche Religion zieht linearen Fortschritt vor. Heute ist besser als gestern und morgen ist besser als heute. Der Mann wächst vom Kind zum Manne und vom Mann zum Greis. Wenn er stirbt, fällt er von der Klippe, nachdem er den höchsten Punkt seines Lebens erreicht hat. Er kann sich nicht länger steigern.
He-Young-Kimm
(deutsch von Detlef Klos)